Der singende Baum by Winton Tim

Der singende Baum by Winton Tim

Autor:Winton, Tim [Winton, Tim]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-01-21T00:00:00+00:00


Bei Sonnenuntergang erreicht er eine Mangrovenbucht, in der wegen der Ebbe kaum Wasser steht, und geht daran entlang bis zu einem steinigen, baumlosen Kap, von dem aus der Indische Ozean im Zwielicht gerade noch zu erkennen ist. Er sucht sich einen Weg in eine Senke mit grobem Sand oberhalb der Flutlinie und wirft dort seinen Rucksack ab. Er trinkt einen Liter Wasser, zieht Hemd und Shorts aus und steigt dann in einen von Felsen gesäumten Tümpel, um sich den Schweiß abzuwaschen. Ein kurzer Schauer läuft ihm über den Rücken, als er an Krokodile denkt, aber kühler wird er nicht. Das Wasser ist lauwarm.

Vor dem Anziehen fühlt er sich kurz erfrischt, ist jedoch schon wieder schweißfeucht, als er in der dichter werdenden Dunkelheit seinen Schlafsack ausgerollt hat.

Ein Stück weiter oben auf dem Kap sieht er ein Lagerfeuer, und seine Stimmung sinkt. Dann denkt er an das Rinderfilet, das jetzt auf seinem Rucksack liegt. Er zieht seine aufgeheizten Stiefel wieder an.

Nur ein bleicher Sandpfad weist ihm den Weg hoch zu dem felsigen Grat.

Hallo, ihr da! ruft er aus angemessener Entfernung.

Grundgütiger! hört er jemand rufen.

Ein Scheppern, als hätte jemand etwas überrascht zu Boden fallen lassen.

Tut mir leid, wenn ich euch erschreckt habe, sagt Fox und geht langsam auf das Feuer zu, das ein Paar Beine beleuchtet.

Hast mir einen Heidenschrecken eingejagt!

Es ist eine Männerstimme. Älter. Fox beschirmt die Augen gegen das Feuer. Er erkennt einen Wohnwagen und ein Fahrzeug.

Ich komme von weiter unten am Strand.

Okay, sagt der Mann vorsichtig.

Wo ist denn dieser Deckel hin? sagt eine Frau.

Plötzlich wird Fox vom Strahl einer Taschenlampe geblendet.

Alles okay, Sportsfreund? Was hast du da?

Fleisch, sagt Fox und streckt die Hand mit dem Paket aus. Er versucht zu erklären, daß er zu viel hat und daß er gerne mit ihnen teilen würde oder daß sie alles haben können – ihm ist es egal. Aber der Mann und die Frau hinter dem Licht sind argwöhnisch. Er sagt ihnen, daß es vakuumverpackt ist, daß er es nicht gestohlen hat, daß es völlig in Ordnung ist, daß er nur nicht will, daß es verdirbt.

Na ja, das Ganze sieht wahrscheinlich wirklich ein bißchen verdächtig aus, gibt er dann zu.

Hüte dich vor Griechen mit Geschenken, sagt die Frau in amüsiertem Ton.

Hm, sagt Fox. Das haben uns damals die Trojaner eingebrockt.

Die Frau lacht. Sie schalten die Taschenlampe aus und laden ihn ein. Über der Caravantür springt eine Neonröhre an. Fox sieht einen alten Mann in einem weißen Unterhemd und durchhängenden Shorts. In einem Klappstuhl sitzt eine silberhaarige Frau mit einem Glas Weißwein in der Hand. Der Feuerschein bricht sich in ihrer Brille und der Kette, an der sie hängt.

Sie stellen sich vor, Horrie und Bess und Lu. Fox gibt ihnen das Fleisch. Horrie reicht ihm ein Bier. Er trinkt es in einem einzigen gierigen Schluck aus und steht dann plötzlich verlegen da.

Durstig, sagt Horrie.

O ja.

Willst du etwas für das Fleisch?

Nein. Ein paar Liter Wasser vielleicht.

Kein Problem. Locker.

Komm, Lu, sagt Bess. Setz dich und schmier dich mit Insektenmittel ein. Sonst fressen die dich bei lebendigem Leib. Sandfliegen sind schlimmer als Moskitos.



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